Die Sizilianische Reise, IV

Die Sizilianische Reise, IV

Auf den Inseln des Windes - Lipari

Die sieben uralten Inselperlen vulkanischen Ursprungs liegen vor der Nordküste Siziliens: Lipari, Salina, Vulcano, Stromboli mit Strombolicchio, Filicudi, Alicudi, und Panarea mit den Inselchen Basiluzzo, Dattilo and Lisca Bianca. Mit Ausnahme von Salina werden sie von der Stadt Messina verwaltet. Alle sieben bewohnte samt den kleinen unbewohnten gehören seit 2000 zum UNESCO Weltkulturerbe und waren ein weiteres solches von mehreren, die ich auf dieser Reise das Privileg hatte zu sehen und zu besuchen.

Wir fuhren zunächst nach Milazzo und bestiegen dort die Personenfähre "Sea King" für die circa einstündige Fahrt nach Lipari, der größten der Äolischen Inseln. Auf dem obersten offenen Deck sitzend blies mir der Wind trotz des warmen Sonnenscheins kräftig und richtig kalt entgegen. Einmal machte die Fähre eine unplanmäßige 90-Grad-Drehung nach rechts, denn der Käptn wollte seinen Passagieren das unverhoffte Schauspiel im Wasser spielender Delphine bieten und unterbrach die Fahrt so lange, bis die Tiere weiterschwammen.

Nach dem Anlegen in Lipari fiel mir sofort ins Auge, dass die Straßenränder gepflegter, die Häuser einen Tick eleganter aussahen, als in Sizilien. Bei der anschließenden Busfahrt durch die Insel verstärkte sich dieser Eindruck. Giuseppa Maccarone, Giusi, die Reiseführerin, erzählte uns in ihrer unnachahmlich sympatischen, leutseligen Art auch hier Interessantes und Erstaunliches über Lipari und die Eigenheiten der etwa 12.000 ständigen Insulaner. So erfuhren wir, dass die Quadratmeterpreise in Lipari etwa das Doppelte derer in Palermo betragen. Man sieht es, ohne Zweifel. 

Eine weitere Eigenart ist in der Struktur der in traditioneller Weise errichteten Häuser zu finden. Die haben nämlich leicht trichterförmige Flachdächer mit einem Loch in der Mitte, von dem aus das Regenwasser abfließt in eine unterm Haus befindliche Zisterne, um die vermehrten Niederschläge zwischen Oktober und April zwecks Sicherung des Trinkwasserbedarfs zu nutzen. Es gibt nämlich nur eine einzige Trinkwasserquelle auf den Inseln, und die befindet sich auf Salina.

Lipari, wie der gesamte Archipel ist ziemlich abgelegen und ausschließlich per Boot oder Hubschrauber - für besser Betuchte - zu erreichen, was bei gutem Wetter kein Problem darstellt. Aber während der Wintermonate kann das Wetter temperamentvoll und das Tyrrhenische Meer den Fährbetrieb zwischen den Inseln und Sizilien schon mal lahmlegen. Dennoch geht das Leben dort weiter - oder auch nicht, denn gestorben wird trotzdem. So hat es sich laut Giusi eingebürgert, dass sich ältere Einwohner in Erwartung ihres näherrückenden Ablebens beizeiten einen Sarg entweder aus Palermo oder vom Festland liefern lassen, diesen dann im Haus, bis zu seinem vorbestimmten Einsatz aufbewahren, meistens im Schlafzimmer, damit die Familie unabhängig vom Wetter für den Fall der Fälle gerüstet sei. Ein zwar makabrer, aber zweifellos praktischer Brauch.

Fotografiert vom "Vier-Augen"-Aussichtspunkt, weil man die gesamte Schönheit eigentlilch nur mit vier Augen voll erfassen kann.

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